Der ?lteste buddhistische Tempel ist der Maya Devi bei Lumbini im heutigen Nepal. Dort soll der ?historische Buddha" – im Gegensatz zu den mythischen Figuren reales Individuum – Prinz Siddhartha Gautama im 5. Jahrhundert vor Christus geboren sein. Der von ihm ausgehende Buddhismus ist die viertgr??te Weltreligion.
Von den sch?tzungsweise 350 bis 500 Millionen Gl?ubigen lebt die H?lfte in China. Unz?hlige gesch?ftige Tempelanlagen in allen Ecken des Landes zeugen davon, dass Buddhismus in der Volksrepublik heute wieder eine bedeutende Rolle spielt. Reiseführer und Sachbücher widmen sich dem Spezialgebiet ?Buddhismus in China erleben". Um asiatischen Buddhismus hautnah zu erleben, müssen sich Interessierte jedoch nicht bis in die entlegenen Kl?ster nach West-Sichuan oder Tibet begeben.
Im Beijinger Stadtteil Haidian steht der 1000 Jahre alte Longquan Si, der Drachenquellen-Tempel. Der altehrwürdige Ort im Westen der chinesischen Hauptstadt hat sich in den vergangenen Wochen, Monaten und Jahren durch Restaurierungsarbeiten und eine kuriose neue Installation mitten in die Zukunft katapultiert.
Ursprünglich in Indien entstanden, machte der Buddhismus im Laufe seiner Verbreitung viele Ver?nderungen durch, nicht nur inhaltlich. M?nche und Nonnen tragen mittlerweile anstatt Bettel- bzw. im eigentlichen Sinne ?Geschenkschalen" Smartphones. Und in Beijing lehrt ein M?nchsroboter Sutren.
Sutren sind kurze ?Merks?tze" in Versform. Zentrales Element der Verbreitung sind wiederum Nonnen und M?nche. Seit Mitte Oktober 2015 werden im Drachenquellen-Tempel in Haidian buddhistische Inhalte vermittelt und Fragen beantwortet von einem M?nch aus Kabeln und Metall, der ?Xian'er" hei?t. Mit dem etwas überrascht drein blickenden, knuffig rundlichen Roboter ist Hochtechnologie in den uralten Tempel eingezogen, der heute nach seiner "Rundumerneuerung" als eines der bedeutendsten Zentren für die Verbreitung von Buddhismus in Beijing gilt.
Angeblich sollen in den religi?sen Hallen hochqualifizierte M?nche neben einem wissenschaftlich starken Forschungsteam residieren – und Xian'er. Der Robo-M?nch ist Hauptfigur einer Cartoon-Reihe der Longquan Comic and Animation Group. Die kleinen Geschichten wurden geschrieben von M?nchen, diesmal aus Fleisch und Blut, und Ehrenamtlichen, um die Philosophie des Buddhismus modern aufzubrechen und für jedermann verst?ndlich zu machen. Tempelvorsteher Xuecheng pflegt gar einen eigenen Blog – als erster M?nch in China.
Traditionell lehrt Buddha, der ?Erwachte" das ?Erwachen" (Bodhi) als ein Ereignis, das Erkenntnis liefert über alle Grundtatsachen des Lebens. Der Weg zu dieser Erkenntnis ist laut Siddhartha Gautama der Weg aus dem irdischen Leiden sinnstiftend hin zu einer befreiten Existenz. Was Hunderte Jahre über das Lesen von Lehrschriften funktionierte, musste wohl früher oder sp?ter an die moderne Gesellschaft angepasst werden...mit bloggenden M?nchen und niedlichen Lehr-Maschinen.
Von Marie Müller-Diesing
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