Nach Hochgeschwindigkeitsbahnen will China jetzt auch Nukleartechnologie exportieren. Die nach Fukushima in weiten Teilen als riskant geltende Atomenergie bietet chinesischen Anbietern zwar viele Chancen, stellt sie aber auch vor gro?e Herausforderungen.
übersicht über die weltweit im Betrieb beziehungsweise im Bau befindlichen Atomkraftwerke.
Reaktorunf?lle wie in Fukushima haben für hitzige Debatten über die Atomkraft als Energielieferant gesorgt. Einige Stimmen haben sogar den v?lligen Atomausstieg gefordert. Doch Angst hilft nicht. ?Obwohl jeder Nuklearunfall in der Geschichte der Kernenergie sehr negative Sch?den zur Folge hatte, hat er auch dazu beigetragen, die Sicherheitsstandards zu erh?hen und die Entwicklung der Atomtechnologie zu f?rdern“, meint Gu Jun, der Generalmanager von der chinesischen State Nuclear Power Technology Corporation. Der Aufbau von Atomkraftwerken (AKWs) dürfe deshalb nach Unf?llen nicht gestoppt werden.
Nach der Katastrophe in Fukushima hat die Industrie die Sicherheitsstandards in den AKWs erh?ht. Führende Atomm?chte wie China haben sich technisch erheblich verbessert. Die Technologie gilt international als sicher.
Chancen
Die n?chsten fünf bis sieben Jahren gelten als Schlüsselperiode für den Export von chinesischer Atomtechnologie. Gem?? der World Nuclear Association (WNA) wird die weltweite Zahl der Atomreaktoren bis zum Jahr 2030 auf 158 ansteigen. Chinas 59 Reaktoren sind in dieser Zahl nicht enthalten. Mit diesen Anlagen k?nnen zus?tzlich 178 Millionen Kilowatt Energie erzeugt werden. Dafür sind Investitionen von etwa 1,5 Billionen US-Dollar erforderlich.
?Gegen 2023 werden einige neue AKWs ihren kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die m?glichen Ausschreibungsverfahren auf dem ausl?ndischen Zielmarkt sollen innerhalb der kommenden fünf bis sieben Jahren ausgeführt werden“, sagt Gu Jun. ?Für die chinesische Atomindustrie ist das eine hervorragende Chance, die nicht verpasst werden darf.“
Die gr??ten Konkurrenten der chinesischen Atomindustrie auf dem globalen Markt sind die USA, Russland, Frankreich, Kanada, Japan und Südkorea. Die sechs L?nder haben schon Erfahrungen gesammelt und scheuen momentan keine Mühe, um potenzielle M?rkte zu erschlie?en.
Herausforderungen
AKW-Projekte sind sehr umfangreich und zeitintensiv. Vom Aushandeln des Vertrags bis zur Beendung der Bauarbeiten dauert es ungef?hr zehn Jahre; die Betriebsdauer eines AKWs betr?gt 60 Jahre. Nach einem Umbau kann sie sogar bis auf 80 Jahre verl?ngert werden; danach wird noch einige Zeit zum Abbau der Anlagen sowie zur Entsorgung der Abf?lle gebraucht. Deshalb muss jedes Land sorgf?ltig abw?gen, wenn es Atomtechnologie von einem anderen Land importieren will.
Die erste Herausforderung ist nach Ansicht von Gu der Markeneffekt. Im Vergleich zu den bekannten Atomm?chten wie den USA, Russland und Frankreich befinde sich Chinas Atomindustrie erst in der Phase der Markenbildung. Um konkurrenzf?higer zu werden, müsse der technischen Innovation und der Verbesserung der Qualit?t mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Als zweite Herausforderung nennt Gu das geistige Eigentum. Viele Technologien, die beim Bau von Atomanlagen und zur Erzeugung von Atomenergie ben?tigt werden, seien zuerst vom Ausland eingeführt und danach erneut bearbeitet worden. Aus diesem Grund lassen sich Patentstreitigkeiten laut Gu nicht vermeiden.
Und auch die rechtlichen Voraussetzungen stellen eine gro?e Herausforderung dar. ?Das Atomkraftgesetz und Verordnungen über die Nutzung der Kernenergie müssen so schnell wie m?glich erarbeitet und verbessert werden, um den Weg ins Ausland zu ebnen“, so Gu weiter.