Es ist die h?chste Auszeichnung in der Medizin: Für die Erforschung eines Wirkstoffs gegen Malaria wurde der Chinesin Tu Youyou am Montag der Medizin-Nobelpreis verliehen.
(Bild 1: Tu Youyou in ihrem Wohnzimmer)
Am Dienstag ?ffnete Tu Youyou endlich den Medien ihre Haustür. Seit der Bekanntgabe der Nobelpreisvergabe hatte die 85-j?hrige Pharmakologin nahezu s?mtliche Interviews abgelehnt. Sie habe selbst erst am Montagabend über das Fernsehen von ihrer Auszeichnung mit dem Nobelpreis erfahren, sagte sie vor Journalisten. ?Ich konnte die ganze Nacht nicht einschlafen. Noch mehr als über den Nobelpreis freue ich mich jedoch, dass die Entdeckung von Artemisinin weltweit schon Millionen von Malaria-Patienten das Leben gerettet hat", erl?uterte Tu.
Tu Youyou wurde 1930 in Ningbo, einer Küstenstadt in der ostchinesischen Provinz Zhejiang, geboren. Von 1951 bis 1955 studierte sie an der Fakult?t für Pharmazie der Medizinischen Universit?t in Beijing. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie am Institute of Materia Medica der Chinesischen Akademie für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Ab dem Jahr 1969 fungierte die damals 39-J?hrige als Leiterin eines Regierungsprojekts zur Erforschung von Wirkstoffen zur Behandlung von Malaria.
(Archivbild: Tu Youyou im Labor)
In den darauf folgenden Jahren analysierten Tu Youyou und ihr Team rund 200 Kr?uter und unz?hlige Kr?uterrezepte der TCM auf ihre Wirkungsweise. Bis zum Jahr 1972 gelang es Tu, aus dem einj?hrigen Beifu? – in der Fachsprache ?Artemisia annua" genannt – die Substanz Artemisinin zu isolieren, die gegen Malaria wirksam ist. Ihr Ehemann Li Tingzhao erz?hlte mit einem Augenzwinkern: ?Damals hatte sie nur Artemisinin im Kopf. Tag und Nacht führte sie im Labor Experimente durch. Für die Isolierung von Artemisinin war die Verwendung von Ether notwendig. Also roch sie st?ndig nach Alkohol und bekam sogar Hepatitis."
Auf die Verleihung des Nobelpreises reagierte Tu mit gro?er Bescheidenheit. Die Verdienste seien weniger ihr selbst, sondern viel mehr ihrem Forschungsteam zuzuschreiben. Artemisinin k?nne als Geschenk der TCM an die Welt aufgefasst werden. Sie freue sich besonders darüber, dass die internationale Wissenschaft zunehmend den Wert der TCM realisiere.
?Ob ich den Nobelpreis erhalte oder nicht, ist für mich nicht die zentrale Frage. Ich hoffe nur, dass es einen neuen Motivationsschub geben wird, damit die TCM-Forschung kontinuierlich weitere wertvolle Ergebnisse hervorbringen kann und ma?gebliche Fortschritte im Gesundheitswesen erlangt werden." Die Nobelpreistr?gerin ist sich bewusst, dass die gro?e Ehre gleichzeitig auch Verantwortung mit sich bringt. So plant die 85-J?hrige noch zahlreiche weitere Forschungsprojekte.