Ohne die Unterstützung der USA stehen das Transatlantische Freihandelsabkommen und das Klimaabkommen von Paris auf der Kippe. China wird seinen internationalen Verpflichten nachkommen, doch wird das reichen?
Am Vorabend der Tagungen zum Gipfeltreffen der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC) in der peruanischen Hauptstadt Lima wurde in der ?ffentlichkeit viel über ?Global Governance“, die globale Ordnungspolitik, diskutiert. Einigen westlichen Medien zufolge k?nnten die USA ihre globale Führungsrolle nach dem Amtsantritt von Donald Trump m?glicherweise aufgeben. Der zukünftige US-Pr?sident hat versichert, dem Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) und dem Klimaabkommen von Paris seine Unterstützung zu entziehen. Die aufstrebende Supermacht China k?nnte im Zuge dessen den USA ihre globale Führungsrolle streitig machen.
Trumps ?u?erungen im Lauf seiner Wahlkampagne offenbaren die Absicht, die bisherige weltumspannende Strategie der USA zurückzufahren. Es scheint, dass er mehr Energie und Ressourcen für die Wiederbelebung der US-Wirtschaft und die soziale Entwicklung verwenden will. Aber da die USA eine zentrale Rolle für die Globalisierung spielen, ist es unwahrscheinlich, dass Trump eine traditionelle isolationistische Haltung einnehmen wird.
Das Wort ?Führung“ wird gerne benutzt, um die Funktion einer Gro?macht zu definieren. Verschiedene L?nder haben demnach aufgrund ihrer unterschiedlichen nationalen St?rke verschiedene Befugnisse und Pflichten.
Die Welt wurde nach dem Kalten Krieg von den USA dominiert. Washington gestaltete und betreute in dieser Zeit eine Reihe von Systemen, einschlie?lich des Welthandels, der Finanzen, des Internets, der Sicherheitsmuster und anderer. Die USA haben viel in die Aufrechterhaltung ihrer Führungsrolle investiert und daraus auch erhebliche Vorteile gezogen. In absehbarer Zeit ist es daher für die USA unm?glich, ihre globale Führungsposition aufzugeben.
Die USA haben in den letzten Jahren versucht, allem und jedem überlegen zu sein. Das Land war jedoch nicht stark genug, um dieses unrealistische Ziel zu realisieren. Trump scheint eine Neugestaltung der US-Führung anzustreben und den Rückzug des Landes aus Bereichen, in denen er glaubt, dass Ressourcen verschwendet werden. China würde dadurch einigen Spielraum erhalten, um seinen Einfluss geltend zu machen, aber ist es auch dafür bereit?
China wird auch zukünftig nicht mit USA in Bezug auf die Umfassende Nationale Macht gleichziehen k?nnen. Es besitzt nicht die F?higkeit dazu, die Welt in einer allgemeinen Weise anzuführen. Darüber hinaus w?re weder die Welt noch China psychologisch bereit dafür.
Hintergrund: Das Konzept der Umfassenden Nationalen Macht (Chinesisch:綜合國(guó)力 ?zōnghé guólì“) wird von der Milit?rakademie der Volksbefreiungsarmee und der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften angewandt, um anhand politischer, wirtschaftlicher, milit?rischer, wissenschaftlicher, technologischer und au?enpolitischer Faktoren die St?rke eines Staates quantitativ zu bestimmen.
Da sich China rasant entwickelt, wird dies ?nderungen in der globalen Machtstruktur mit sich bringen. Chinas gr??ere Rolle bei der globalen Ordnungspolitik wird jedoch Teil eines natürlichen und schrittweisen Prozesses sein, den Beijing weder übereilen, noch sich ihm entziehen kann.
Wenn Washington tats?chlich vom Klimaabkommen von Paris zurücktr?te, würde China an seinen Verpflichtungen festhalten. Doch es würde nicht in der Lage sein, den Verlust durch den Rückzieher der USA zu kompensieren. Falls die USA Stellung gegen den Freihandel einn?hmen, würden die chaotischen Folgen von China nicht ohne Weiteres zu beheben sein.
Aber auf der anderen Seite k?nnten die USA unter der Führung von Trump auch nicht erfolgreich versuchen, sich in Chinas Nachbarl?nder einzumischen, um die Volksrepublik im Zaum zu halten, oder China innerhalb des Welthandelssystems zu isolieren. Schon die Obama-Regierung hatte es versucht, von China initiierte Projekte wie die Asiatische Infrastrukturinvestmentbank und die ?Belt and Road“-Initiative zu torpedieren, ohne jedoch damit Erfolg zu haben.
Für die Zukunft der globalen Ordnungspolitik gibt es also keine andere Wahl als eine chinesisch-amerikanische Zusammenarbeit. Auf absehbare Zeit bleibt die Führung durch die USA unersetzlich, unterdessen bleibt jedoch auch der weitere Aufstieg Chinas unvermeidlich.