Neun Jahre sp?ter ist Xu immer noch überzeugt. Als er sich zum zweiten Mal für die Prüfung anmeldete, sah er in der Bildungsbeh?rde seiner Heimatstadt Werbung für das Pilotprojekt ?Neuer Gaokao für Zhejiang und Shanghai 2017”. Ihm sei aufgefallen, dass das Pilotprojekt in vielen Punkten mit seinen damals selbst ausgearbeiteten Reformpl?nen übereinstimme.
Daraufhin kontaktierte Xu die Medien, erz?hlte seine Geschichte vom zweiten Anlauf und nutzte die Gelegenheit, um seine damaligen Reformpl?ne publik zu machen.
?Ich will alle wissen lassen, dass ich damals recht hatte.” Er schlie?t einen Moment die Augen und fügt hinzu: ?Hoffentlich kriege ich dafür wenigstens jetzt etwas Best?tigung.”
Der sonst schüchterne Schüler wollte auch damals schon ?ffentliche Anerkennung. Als er sich entschied mit null Punkten durch den Gaokao zu rasseln, hing er in der N?he der Schule überall Flugbl?tter auf, um die ?ffentlichkeit von seinen Pl?nen wissen zu lassen. Als er am n?chsten Tag zurückkam, waren seine Flugbl?tter entweder mit Werbung für Nachhilfe überklebt oder lagen auf dem von nerv?sen Eltern ges?umten Bürgersteig.
Sein Plan ging nicht ganz auf, Xu bekam für seinen Gaokao nicht null, sondern über 100 Punkte, was ihm lange Zeit keine Ruhe lie?. Niemand sprach ihn an, er war nicht mehr als eine normale Abweichung von der Norm, hatte einfach nicht genug Punkte für den Hochschulzugang geschafft. Deswegen fing Xu an seinen ?Selbstmord” zu planen. Nach gründlicher überlegung entschloss er sich dazu, am Ufer des Flusses in seiner Heimatstadt seine Kleidung zu platzieren, um den Eindruck von Selbstmord zu erzeugen und so die Aufmerksamkeit der Medien auf sich zu ziehen.
Damit alles funktioniert, musste sich Xu drei Tage lang verstecken. Er wollte nicht gesehen werden, aber konnte es nicht lassen sich unsichtbar beim Instant-Messenger QQ einzuloggen. Sein hell leuchtendes Profilbild machte ihn aber so nerv?s, dass er sofort wieder offline ging. Er hatte keine Wechselklamotten dabei, schlief auf einer Baustelle, benutzte ein kaputtes Werbebanner als Decke. Die N?chte im Sommer waren brütend hei?, Mücken hatten es auf sein Ohr abgesehen und Xu verbrachte die Zeit damit, die Sterne zu beobachten, weil er kaum Schlaf fand.
Die ?ffentlichkeit interessierte sein Verschwinden allerdings wenig. Seine Klamotten am Flussufer hatte einfach jemand mitgenommen. Abgeschlagen kehrte Xu irgendwann wieder nach Hause zurück.
Er rief schlie?lich alle Nachrichtenagenturen an, die ihm einfielen, und gab sich als ?Enthüller” aus. Eine Geschichte hatte er sich sorgf?ltig zurechtgelegt. Er sei ein Schulkollege von einem gewissen Xu Mengnan, der 300 Punkte beim Gaokao erzielt habe, aber gar nicht zur Uni gehen, sondern direkt Geld verdienen wolle.
Er zog nur kurz die Aufmerksamkeit der ?ffentlichkeit auf sich, als ?Null-Punkte-Prüfling” war er in den Medien, trat in zwei Fernsehsendungen auf und wurde wiederholt in Zeitungen erw?hnt. Als der Sommer schlie?lich vorbei war, machte sich der 19-j?hrige dann mit seinen Eltern im Zug nach Shanghai auf und für ihn fing der Alltag als Wanderarbeiter an.
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