Bei der Pr?sentation von Xis Buch "China Regieren" auf der Frankfurter Buchmesse am 8. Oktober
Seit meinem ersten Besuch in China im Jahre 1975 hat sich dort ein gewaltiger au?en- und innenpolitischer Wandel vollzogen. Mein Respekt für China und für seine nahezu fünftausend Jahre alte Zivilisation ist im Laufe der letzten Jahrzehnte, in denen ich das Land viele Male besucht habe, immer noch weiter gewachsen. Dazu tr?gt auch das Buch von Xi Jinping bei.
Ich habe Herrn Xi zum ersten Mal pers?nlich im Mai 2012 in Beijing getroffen. Ein halbes Jahr sp?ter, im November 2012, wurde er Generalsekret?r der Kommunistischen Partei Chinas. Die vergangenen zwei Jahre seiner Amtszeit haben meinen Eindruck best?rkt, da? sich im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte die Schwerpunkte der Interessen und die Sichtweise der chinesischen Spitzenpolitiker au?erordentlich ver?ndert haben. Gleichwohl haben sie sich an die au?enpolitischen und innenpolitischen Traditionen Chinas gehalten.
Seit fünf Jahrtausenden lebt die chinesische Zivilisation – und im Gegensatz zu anderen uralten Zivilisationen und sogenannten Hochkulturen, wie z. B. die Hochkultur der ?gypter, strotzt sie heue vor Vitalit?t. Sp?testens seit tausend Jahren ist die chinesische Tradition durch den Konfuzianismus entscheidend gepr?gt. Dies bedeutet die Abwesenheit einer die ganze chinesische Nation erfassenden Religion; taoistische, buddhistische, hinduistische, christliche und auch islamische Einflüsse leben friedlich nebeneinander. Es hat zwar auch in China machtpolitische Auseinandersetzungen zwischen den Fürsten und K?nigen gegeben, aber die Religion hat dabei keine wichtige Rolle gespielt. Auch die Eroberungen Chinas durch Mongolen und sp?ter durch die Mandschuren haben daran nicht viel ge?ndert; Mongolen und Mandschuren haben ihr Regiment den chinesischen Traditionen angepasst und untergeordnet.
Noch im 15. Jahrhundert stand China an der Spitze der zivilisatorischen Entwicklung, ob im Schiffbau oder im Buchdruck oder auf dem Felde der milit?rischen Technologie. Von nun an begann die industrielle Entwicklung Europas und alsbald auch diejenige Nordamerikas. Im Laufe des 19. Jahrhunderts haben die europ?ischen M?chte ihrerseits zwar nicht ganz Chin erobert, wohl aber haben sie sogenannte Kolonien in China errichtet. Dies gilt insbesondere für England, Frankreich, Spanien und Portugal – und zum Schluss galt es auch für Deutschland. Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat China vorübergehend eine Periode der Schw?che erlebt, insbesondere ist sodann im 20. Jahrhundert durch Japan eine weitgehende Kolonialisierung eingetreten. Die Versuche z. B. durch Sun Yat-sen zur Abschüttelung der ausl?ndischen Besatzungsm?chte haben im Jahre 1949 schlie?lich unter Mao Zedong zum Sieg des chinesischen Volkes und zur Wiedererrichtung des chinesischen Staates geführt. Mao Zedong war damals eindeutig der politische Führer Chinas. Die heutige Macht Chinas beruht auf Mao Zedong.
Allerdings hat Mao auch eine Reihe von schwerwiegenden Fehlern begangen, darunter besonders der "gro?e Sprung nach vorn" in den 1950er Jahren und die "proletarische Kulturrevolution" in den 1960er Jahren. Als Mao 1976 gestorben war, ging die Führung schlie?lich an Deng Xiaoping über. Es war Deng, der mit seiner Politik die ?ffnung des Landes und die Integration Chinas in die Wirtschaft der Welt bewirkt hat. Zugleich hat er den Chinesen zu einem nachhaltigen Wohlstand verholfen.
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