Wie haben die M?nche Sie empfangen? Mit offenen Armen oder gab es auch Vorbehalte?

Vorbehalte gab es. Doch nachdem der Abt zugestimmt hatte, gab es eine Sitzung, in denen er seine leitenden M?nche gebeten hat, uns zu unterstützen. Grunds?tzlich waren alle recht offen mit Informationen, aber ab und zu hat mal ein M?nch gefragt, ob er eine bestimmte Frage wirklich beantworten müsse. Solche Reaktionen sind nicht ungew?hnlich, denn ich habe sehr viele pers?nliche Fragen gestellt, auch über den Familienhintergrund und die eigene Motivation ins Kloster zu gehen. Europ?er sind es gewohnt, über sich zu sprechen, chinesische M?nche wohl eher nicht. So direkte Fragen hatte ihnen zuvor offenbar noch niemand gestellt.

Wie haben Sie mit den M?nchen kommuniziert?

Leider spreche ich kein Chinesisch. Für das Projekt hatte ich Dr. Ding Ding dabei. Er lebt seit 1989 in Berlin, ist ein Vertrauter des Abtes, ein guter Freund von mir und er kennt auch alle M?nche. Ohne ihn h?tten wir das Projekt nie realisieren k?nnen.

Im Kloster gibt es Dichter, Kalligraphen, Apotheker, ?rzte oder Kungfu-M?nche. Ihr Bildband enth?lt 13 Portr?ts. Wie kam es zu der Auswahl?

Mir war es wichtig M?nche vorzustellen, von denen jeder eine andere Funktion im Kloster hat. Anhand ihrer unterschiedlichen Aufgaben l?sst sich die Gesamtstruktur und die Organisation des Tempels gut erkl?ren. So gibt es zum Beispiel acht leitende M?nche, die von allen M?nchen jeweils für ein Jahr gew?hlt werden. Nach diesem Jahr entscheidet die Vollversammlung der Shaolin-M?nche, wie sie ihre Jobs gemacht haben. Sind die M?nche unzufrieden, dann w?hlen sie andere für die Aufgaben. H?tte beispielsweise der Küchenchef den Erwartungen der M?nche nicht entsprochen, dann würde er abberufen und eben ein anderer für diese Funktion gew?hlt.

Die M?nche sind also alle Multitalente? Ihre Funktion ist nicht von Anfang an festgelegt, sondern es kann sein, dass der Küchenchef irgendwann für die Meditation zust?ndig ist?

M?glich w?re das. Es kann auch sein, dass der Küchenchef dann gar nichts mehr macht, auf Wanderschaft geht oder eben R?ucherst?bchen verkauft (lacht). Das ist ganz normal. Der Buddhismus ist sehr liberal. Da ist es sogar m?glich auszusteigen und zu sagen, ich mach jetzt mal einen auf Ehemann. Selbstverst?ndlich kann man zurück in das Kloster kommen.