Wer ist Ihr pers?nlicher Lieblingsm?nch?

Jeder M?nch, den ich kennen lernen durfte, hat eine besondere Geschichte. Ich m?chte Ihnen ein Beispiel nennen. Die Lebensgeschichte von Shi Xingzhen, der heute mit 75 Jahren im Gebirge für den Tempel Heilkr?uter anbaut, hat mich sehr beeindruckt. Seine Ausstrahlung ist unglaublich. Als bettelndes Kind einer armen, kinderreichen Familie folgte er einem Shaolin-M?nch ins Kloster. So kam er dorthin. Sp?ter studierte er TCM. Er wohnt in einem alten Stall, den er sehr karg, aber mit viel Liebe eingerichtet hat. Eine Solarzelle versorgt ihn mit Strom und in einer Erdh?hle meditiert er.

Auf den Bildern ist immer wieder ein kleiner Junge zu sehen. Die M?nche nennen ihn ?Kleine Kiefer“, weil er so entschlossen ist. Wie kam er ins Kloster?

Der kleine Knirps kommt aus einer relativ wohlhabenden Familie in ürümqi. Er wollte unbedingt Shaolin-Kungfu lernen. Jet Li und Jacky Chan sind seine Vorbilder. Weil er noch so jung ist, ist seine Tante in die N?he des Klosters gezogen und kümmert sich um ihn.

Kleine Kiefer neben Gro?meister und Cheftrainer Shi Yanzhuang

Und wie wird man Shaolin-M?nch? Stimmt es, dass man tagelang vor der Klostertür ausharren muss?

Kein Klischee passt oder alle treffen zu. Generell sind Shaolin-M?nche ordinierte chan-buddhistische M?nche. Sie legen ein Gelübde ab und dann müssen sie sich an feste Regeln halten. Frauen, Alkohol und Fleisch sind tabu. Shaolin-M?nch kann man erst mit 18 Jahren werden. Die Jüngeren sind sogenannte Kungfu-M?nche oder Kampfm?nche. Sie werden direkt im Tempel in Kungfu ausgebildet. In der Regel sind es die Eltern, die zum Tempel kommen und ihre Kinder dort unterbringen wollen. Wenn sie dort ausgebildet werden, k?nnen sie danach eine Kungfu-Schule er?ffnen, an Weltmeisterschaften teilnehmen oder im Sicherheitsdienst arbeiten. Das Kloster nimmt aber nicht jeden.

Wie stellt man sich den chinesischen Zen-M?nch im digitalen Zeitalter vor?

Alle M?nche haben Handys und Computer. Bis auf den Eremiten, den ich beschrieben habe. Er sagte mir, dass Buddha entscheidet, ob er jemanden wieder trifft. Er macht auch keine Termine. Die M?nche ziehen sich nicht aus der Welt zurück, sondern gehen aktiv in sie hinein. Der Abt steht deswegen ja oft im Kreuzfeuer. Ihm wird vorgeworfen, eher ein Gesch?ftsmann als ein M?nch zu sein. Doch diese Kritik ist meiner Meinung nach nicht berechtigt. Viele Politiker aus der ganzen Welt suchen den Kontakt mit dem Abt Shi Yongxin. Jeden Tag tummeln sich dort neben den Touristenscharen staatliche Delegationen aus aller Herren L?nder.